zu einer neuen Arbeitsethik – Überlegungen zur Würde,
zum Wert der Arbeit und zum Grundeinkommen
Vortrag und anschl. Diskussion
Dienstag, 8. Februar 2011,
19.30 Uhr
Gemeindehaus St. Stephani, Faulenstraße 108, 28195 Bremen [Wegbeschreibung]
Eintritt frei
Vollbeschäftigung im herkömmlichen Sinne wird es nicht mehr geben können. Es braucht sie auch nicht mehr zu geben. Wer sie fordert, der bleibt deshalb hinter den ökonomischen und technologischen Möglichkeiten der entwickelten Moderne zurück.
Nicht Arbeit um jeden Preis und zu jedem Preis, wie das Motto von Hartz IV lautet, führt aus der Krise der Arbeitslosigkeit heraus. Es steht eine gerechte Verteilung der Erwerbsarbeit und eine Aufwertung der anderen Arbeiten an, die eine Gesellschaft braucht. Kehrt man zur Grundintention Luthers zurück und löst den Begriff des Berufs von seiner einseitigen Dominanz der Erwerbsarbeit, dann zeigt sich ein umfassendes Verständnis menschlicher Arbeit, das heute an der Zeit ist. Doch dazu muss es eine materielle Grundlage geben – ein Grundeinkommen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit: Rosa-Luxemburg-Stiftung-Bremen, Diakonisches Werk Bremen, Evangelisches Bildungswerk Bremen, St. Michaelis – St. Stephani Gemeinde.
Prof. Franz Segbers
PDF: Bürgerrechte, soziale Rechte und Autonomie. Weiterentwicklung des Sozialstaates durch ein Grundeinkommen
2009, 37 Seiten, 150 KB
Franz Segbers: Habilitation in Evangelischer Sozialethik an der Universität Marburg, 2004, Berufung zum außerplanmäßigen Professor für Sozialethik, Universität Marburg
2005/2006 Vorsitzender der LIGA der freien Wohlfahrtsverbände in Rheinlandpfalz, Geschäftsführer Bündnis soziale Gerechtigkeit in Hessen, Mitorganisator des 1. und des 2. Hessischen Sozialforums, Referent für Ethik im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau / Frankfurt, Sprecher der Landesarmutskonferenz Rheinland-Pfalz
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siehe auch Veranstaltung des Bremer Dialog Grundeinkommen:
Fryheit do ik yu openbar
Vortrag – Konzert – Podium – Ausstellung
mit Götz Werner, Henning Scherf und Chor der Universität Bremen
Di 15.02.2011, 19:00 Uhr
Ort: Kulturkirche St. Stephani, Stephanikirchhof
, 28195 Bremen
Eintritt: 8,- / 4,- € – Einnahmen zugunsten der Projekte
Dieses alte verkommene Arbeitsethos zu überwinden könnte noch Generationen dauern. Hier bräuchte es in Europa schon einer Kulturellen Revolution bevor in den Konservativen Kreisen das verzweifelte Festhalten an der Erwerbsarbeit aufgegeben wird. Denn unsere jetzige Wirtschafts und Sozialpolitik geht bei weitem an den interessen der Menschen vorbei.
Mehr Arbeitsplätze lassen sich nur durch die Ausweitung der Produktionsmenge bewerkstelligen, das heist noch mehr Arbeit für sinlose Konsumgüter die man den Menschen dann mittels Werbung aufzwingen muss und noch mehr Resourcenverbrauch der unsere Umwelt und Natur schädigt. So kann es nicht weitergehen.
Übrigens gerade einen interessanten Film zum Thema endeckt:
http://www.youtube.com/watch?v=gEsKRsjou5k
hallo pirat, ich denke wir sehen vieles ganz ähnlich.
Nur: auch eine ‘kulturelle’ Revolution wird nicht genügen. Das jetzige System, selbst wenn es schon fast totgesagt wurde, ist noch immer sehr stark in den Köpfen verankert – von daher braucht es eine Revolution (einen Wandel), die/der alles umfasst: unser Denken, unser Handeln und auch unser Fühlen, sowie die Hierarchien/ Kommunikationsformen der Einzelnen untereinander bis hin zu denen der Gemeinschaften, usw…
Der Film ‘Kulturimpuls’ ist bis zur Hälfte richtig gut und auch plausibel. Aber ab da werden die Dinge nicht umfassend in Bezug gesetzt – liegt keine echtes Modell zugrunde – sondern eine “Idee”, wie Herr Werner selbst sagt.
Zum Beispiel wenn es darum geht, dass das BGE “in die ‘bestehenden Einkommen’ hineinwächst” – dh. man geht arbeiten, bekommt aber erst ab einer Arbeitsleistung oberhalb des BGE einen zusätzlichen ‘Lohn’. Wenn daraufhin die Regierung bei der Anhörung von Susanne Wiest sagt, dass “die Arbeitsanreize fehlen”, dann macht das leider sogar Sinn – und eben nicht nur aus dem bestehenden System heraus gedacht, sondern weil Menschen seit jeher so denken. Sie wollen einen Anreiz, sonst würden sie eben auch lieber was anderes tuen, aber die Gesellschaft hat gar nicht mehr genug Arbeit zu bieten, das alle soviel arbeiten könnten, damit ihnen die ‘ersten’ tausend, die das BGE ‘frisst’ leicht verschmerzen könnten – einerseits, aber andererseits doch soviel “dreckige” Arbeit, dass sie auf die Teilzeitarbeiter nicht verzichten kann. So sieht es aus der Sicht der Arbeiter aus: leider nicht so gut.
Aus der Sicht der Unternehmer ist es schon besser: da wirkt dieses hineinwachsende BGE wie ein Kombilohn. Das scheint mir die Perspektive des Götz Werner zu sein.
Anders geht das Modell von Matthias Dilthey damit um: hier werden auch Steuern auf Einkommen erhoben, wenn sie das vierfache eines Grundeinkommens übersteigen. Diese Höhe verhindert Sozialneid in den unteren Einkommenschichten, funktioniert also wie ein ‘Lohnabstandsgebot’. Die vierfache Summe ist dabei nicht mal willkürlich angenommen, sondern ergibt sich daraus, dass ein Mensch mit seiner Arbeit etwa diese Produktivität erreichen kann – alles darüber erwirtschaftet er/sie in dieser arbeitsteiligen Gesellschaft durch die Arbeit anderer (wenn er beispielsweise ‘sein’ Geld ‘arbeiten lässt’).
Herr Werners Grundeinkommen funzt erst, wenn die Gesellschaft schon gewandelt ist. Und das kann noch dauern…
Sowas ist als “Impuls” zum drüber nachdenken ausreichend, aber es fehlt m.E. noch viel, um daraus wirklich ein gerechteres System zu entwickeln.
Sich dafür einzusetzen, dass mehr Menschen das BGE ‘denken können’ lernen, zB. in den Möglichkeiten, die es für einen echten Lebenswandel bietet,das macht auf jeden Fall viel SINN!